Nymi Starkarm (Story)

Aus Schleierwelten
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Nymi Starkarm

»Bissu etwa auch son oller Märchenschwafler?« Nævs trüber Blick taxierte den kleinen Mann neben sich am Tresen.

Braune, zerlumpte Robe, das Gesicht unter einer Kapuze verborgen.

Der Hüne lachte auf: »Beim Feua! Du bis’n Spinner von Pyrra! Ihr labert doch immer son schräges Zeugs.«

Er stieß ein lautes Rülpsen aus. »Die sagn alle, ihr said unnenrum auch aus Glas, wie eure ganzen Städte.«

Nymaels Zähne blitzten unter dem Stoff auf: »Heute leider keine Geschichte. Aber wie wäre es mit einer Wette, Großer?«

»Wat'n? Datt ich dich mit’m Tritt zerbrösle, Zwerg?«

Die Barfrau unterbrach das Gespräch: »Hier noch was?«

Næv ergriff ihr vernarbtes Handgelenk: »Hey Rïna! Der Wurm will mit mir wetten. Mach mir darauf noch’n Doppelten!«

»Du hattest genug für heute«, versuchte sie sich genervt aus seinem eisernen Griff zu befreien.

»Armdrücken«, erklang es belustigt unter der Kapuze. »Ich zahle. Von mir aus auch zwei Doppelte.« Eine schmale Hand zuckte vor, deutete auf die Schlüsselplatte am Gürtel des Kerls: »Wir wetten um das da!«

»Un wat krieg ich?«, lallte Næv. Er ließ die Finger knacken.

Wortlos landete ein blau glühender Glasbrocken auf der Theke. Die Barfrau riss überrascht die Augen auf.

Zwei Tiks später lag Nævs Oberkörper zuckend daneben.


»Hey, was machsu hier, starker, reicher Mann?« Rïna schloss die Zimmertür, zog dem Pyrraner langsam die Kapuze vom Kopf. Schnurrend strich sie über kinnlange, weiße Zöpfe. Ihre Finger folgten den Konturen des hohen Wangenknochens, glitten zum Hals, zur Brust, tiefer. Echte Haut, kein Glas. Nur etwas dunkler.

Er küsste sie fordernd. »Ich warte auf Freunde.«

»An nem abgewrackten Handelshafen am giftigen Schwefelrand?«

Nymi grinste zerknirscht und deutete aus dem Fenster auf die soeben einlaufende Handelsbarke aus Draíochtan.

»Ja. Und wir sollten uns nun beeilen.« Er ließ seine Robe zu Boden gleiten.

Entgeistert starrte Rïna auf metallene Rohre, Kolben und Gelenke, die der kleine Mann darunter an den Arm geschnallt trug.