Teufelchen (Story)

Aus Schleierwelten
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Skeptisch sah Prim sich im Spiegel an. Sicher war er sich da nun wirklich nicht. Ihm war es so oder so schleierhaft, was diese alberne Tradition sollte. Einmal im Jahr feierte sein Volk das Schleierfest. Ein großes Spektakel, zu dem sich die Kinder als kleine Teufelchen verkleideten und von ihren Eltern Zuckerbrot erhielten.

Getoppt wurde das ganze beim Karnevalsumzug. Die Hauptstadt Ifreann wurde mit roten, schwarzen und gelben Bändern und Tüchern geschmückt, bis sie aussah, als stünde sie in Flammen. Das Volk verkleidete sich entsprechend, legte Festtagsumhänge an, oder schlüpfte in Teufelsmasken, um während des Umzuges die traditionellen Trommeln zu schlagen oder Tänze zu vollziehen. Ein einziges grauenvolles, lautes Fest, bei dem all das gefeiert wurde, was zu dem giftigen Nebel geführt hatte, der dafür verantwortlich sein sollte, dass die Magie, die sie verehrten und aus der sie ihre Macht zogen, existierte.

Bis heute hatte er sich soweit drücken können, dass er lediglich seine Liebste hoffieren musste und den Kindern ihren Spaß nicht verdarb, indem er ständig bei dem Lärm die Hände über die Ohren schlug. Seit Dei sich gern unters Volk mischte, hatte sie sich in den Kopf gesetzt, sich verkleiden zu wollen.

»Du siehst fantastisch aus, mein Held«, freute sich Kyra, als sie in ihrem feinsten Kleid hinter ihn trat, um sacht über seine Maske mit den düsteren Teufelshörnern zu streichen.

»Ist das nicht doch etwas viel?«, wollte Prim skeptisch wissen.

»Nein«, urteilte seine Liebste und drückte ihm Zylinder, Gehstock und den schwarzen Frack in die Hand, »aber jetzt. Perfekt, wenn du mich fragst. Deine Söhne werden es lieben.«

Unter der grimmigen Maske verzog Prim das Gesicht. Ja, seine Söhne vermutlich. Seine beste Freundin ganz sicher. Als die ersten Trommeln schlugen, die ersten fröhlichen Gesänge einsetzten und das Kinderlachen durchs Haus schallte, wusste Prim, dass er mal wieder stark sein musste. Er würde sich nie an diese Tradition gewöhnen.